ÖBB … ohje …

Ich liebe Umwege, auch wenn ich dafür Öffis wähle. Bisweilen stellen einen die ÖBB allerdings auf harte Proben. Immer dann zum Beispiel, wenn sie darauf verzichten, eine ordentliche Kommunikation mit ihren Kunden zu betreiben.
Neulich am Bahnhof Wien-Handelskai. Uhrzeit mittlerer Vormittag, Schulbeginn-Montag. Geplant war, von der S 6 auf den REX 1 zu wechseln und nach Wiener Neustadt weiterzufahren. Weil ich gern die hoffnungslos überfüllten Railjets im Wiener Umland meide.

Laut Scotty sollte der REX 1 auf Gleis 2 weiterfahren. Dort allerdings vermeldeten die Leuchttafeln: “Bahnsteig gesperrt!”. Nach einer Weile dann die Lautsprecherdurchsage. “Es kommt derzeit zu zahlreichen Verspätungen bzw. Zugausfällen. Grund ist ein Gleisschaden.” Welche Züge ausfielen und bis wann? Null info. Die Leuchttafeln spielten verrückt, klare Informationen waren nicht zu gewinnen. Früher stand bei solchen Gelegenheiten einer mit dem roten Amtskappel am Bahnsteig und teilte persönlich mit, dass er auch nichts wüsste.
Gewitzt im Umgang mit Bahnverbindungen in Wien eilte ich zurück zur U 6 und peilte den Bahnhof Meidling an … immerhin ein Schritt in die richtige Richtung, in den REX 1 konnte ich auch dort einsteigen. Die U 6 war flott, und der REX 1 verließ Meidling zwar nicht auf dem Bahnsteig, der im Scotty angegeben war, aber immerhin mit nur mäßiger Verspätung.

In Wiener Neustadt enterte ich REX 92, den Dieseltriebwagen über den Wechsel, der mich via Hartberg nach Fehring in die Oststeiermark bringen sollte. In Hartberg wird der REX 92 – nicht jeder, aber just dieser, den ich gewählt hatte – zum R 92 heruntergestuft, zum Bummelzug, der mir in Fehring das Umsteigen auf die steirische S 3 ermöglichen sollte.

Kurz vor Hartberg teilte mir Chris Lohner mit, dass der Zug hier enden würde. Ich war nicht sonderlich beunruhigt und blieb, in Hartberg angekommen, auf meinem Platz. Immerhin lief der Dieselmotor weiter … als nach zehn Minuten Anreicherung des Hartberger Mikroklimas mit Dieselemissionen ohne Zugbewegung keine Anstalten zur Weiterfahrt erkenntlich waren, entnahm ich dem Info-Leuchtschirm, dass ich an sich schon im richtigen Zug saß, dass dieser allerdings erst in ca. einer Stunde nach Fehring weiterfahren würde. Ich hatte Scotty nicht genau genug gelesen – die über einstündige Unterbrechung war nur zu realisieren, wenn ich in der Detailanzeige in den Ankunfts- und Abfahrtszeiten nachrechnete.

Zu blöd. Ich beschloss, auf die Gummieisenbahn, sprich: den steirischen Regiobus – zu wechseln, der mich als Expressbus früher nach Graz bringen würde als es dem Zusammenspiel von R 92 und S 3 gelungen wäre. Beide dieselten, der R 92 im Hartberger Bahnhof wohl für die gesamte Zeit der mehr als einstündigen Fahrtunterbrechung, warum auch immer. Ich wusste, dass Dampfloks vorgeheizt werden mussten; warum hingegen Dieseltriebwägen ihre CO2-Last so lange in die saubere oststeirische Luft blasen dürfen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wie mir nicht eingeht, warum der vormittägliche R 92 nicht gleich nach Fehring weiterfährt und dort das nahtlose Umsteigen ermöglicht wie die Züge vor ihm und nach ihm. Zweifellos gibt es auch dafür irgendeine bahnologische Begründung. Vielleicht wegen der Zugheizung im Winter …


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