Sparefroh

Es warat wegen der Rationalisierung …

Naive Fragen, die ich Bankmenschen schon oft gestellt habe. Und auf die ich bis heute keine zufriedenstellende Antwort erhalten habe.

Bis weit ins neue Jahrtausend hinein war „schon wieder eine neue Bankfiliale“ Regelthema kritischer Zeitungskommentare. Internet war ja noch nicht so … und als es dann kam, wurde die Bank ums Eck ganz schnell wieder abgebaut. Amortisation futsch? Offenbar nicht, wenn man die Zahl der wegrationalisierten Bankmitarbeiter gegenrechnet.

Wie konnte es jedenfalls sein, dass die vielen Menschen in diesen vielen Bankfilialen a.d. ihre Zeit und ihr Wissen den Kund:innen im persönlichen Beratungsgespräch widmen konnten, ohne dass diese Geldinstitute krachende Pleiten hinlegten? Im Gegenteil – im quasi analogen Zeitalter des Geldverkehrs, also durchaus schon zu Euro-Zeiten (um einmal die Ausrede “Brüssel” rauszunehmen), erwirtschaftete der Bankensektor genug viel, um ordentliche Sparzinsen und gut leistbare Kredite anzubieten. Und am Weltspartag gab’s Geschenke …

Ein Bankmitarbeiter im mittleren Management sagte mir unlängst anlässlich eines Interviews, dass er vor Beginn des E-Bankings ein Soll von 20 bis 30 Kundengesprächen pro Tag zu erfüllen gehabt hätte. Aktuell würden von ihm an die 300 Kundenkontakte erwartet. Überwiegend am Bildschirm.

Naive Frage zu den Bankomaten: Da argumentierte unlängst doch tatsächlich ein Banker mit den enormen Kosten pro Bankomat, Energie, Datenleitung und so … wie sieht es dann mit der Gegenrechnung aus, wie hoch sind die Einsparungen an Schalterbediensteten pro Bankomat? Wie errechnen sich angesichts der beträchtlichen Rationalisierungen im Bankgeschäft die horrenden Zinsdifferenzen zwischen dem Geld, das wir den Banken auf unseren Konten zur Verfügung stellen, im Vergleich zu den Kreditzinsen, die bis zum dritten Bürgen abgesichert sind?

Niemand wird erwarten, dass heute, in Zeiten des Online-Bankings, die Filialdichte der Geldinstitute ähnlich dicht ausfällt wie, sagen wir, 2005. Umso eher sollten wir auf die Verteilung der Rationalisierungsgewinne hoffen dürfen, die durch das Zurückfahren der Investitionen in Immobilien und Personalstand lukriert wurden und werden. Das Gegenteil ist der Fall. Ich hätte gern, dass mir das jemand plausibel und nachvollziehbar vorrechnet.

Bis das geschieht, bleibe ich bei meinem Verdacht, dass für unsere Geldinstitute die paar Euro aus dem Geschäft mit dem Durchschnittsverdiener uninteressant geworden sind. Es scheint lohnender zu sein, einer Handvoll Oligarch:innen beim Verschieben ihrer Milliarden aus Sanktions-Zonen unter die Arme zu greifen. Zum Beispiel. Man spielt lieber mit den Übergewinnen der Energieversorger und -trader und investiert die eigenen Übergewinne in – beliebtes Schlagwort derzeit: die Stärkung des Eigenkapitals.

Es gab einmal Zeiten, in denen Banken zumindest behaupteten, vom Vertrauen ihrer Kundschaft zu leben. Worauf, auf welche offene, nachvollziehbare Kommunikation würde dieses Vertrauen heute gründen?


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