Benhzinkanister

Normal – das neue Super?

„Der Mittelmäßigkeitsfaktor in der Politik fällt allmählich auf,“ konstatiert Hans Rauscher in seiner Kolumne im heutigen STANDARD. Und in derselben Ausgabe des gleichen Mediums zitiert Renate Gräber Innenminister Karner: „Gut ist für mich die Steigerung von normal“.

Normal … da war doch was!? Ah ja, ungefähr zu Beginn des Sommerlochs ein Gastkommentar der niederösterreichischen Landeshauptfrau zum Theme Gendern. Sozusagen der Startschuss für die neue Normalität, die die VP auf ihre Fahnen geheftet hat. Dass wenige Tage später ein Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung die Argumentation der LH-Frau im gleichen Medium zerpflückt und sich dagegen verwehrt hat, mit seinem Gremium politisch vereinnahmt zu werden, änderte nichts daran, dass fortan * und / von normalen Mitbürgern und Mitbürgerinnen als Zeichen von politischem Extremismus zu werten sind. Möchte Johanna Mikl-Leitner insinuieren. Assistiert von ihrem Schnitzelkanzler, dem Freund des Klimperns im Börsel und des Verbrenners (automobiltechnisch, nicht beim Grill- imd Zeltfest). Nur wenige haben noch das Gefühl, dabei eher verkohlt zu werden.

Als dieser Tage Neos-Gründerin Heide Schmidt in der Nachbesprechung der ORF-Sommergespräche mit ihrer Obfrau Beate Meinl-Reisinger die VP-Sager zur Normalität als gravierende Gefährdung der Diskurskultur brandmarkte und dabei auch Grünen-Obmann Werner Kogler lobte, der in diesem Zusammenhang von Protofaschischmus geredet hatte, bog die Diskussionsleiterin Lou Lorenz-Dittelbacher ganz rasch in harmlosere Fahrwasser ein. Man muss ergänzen, es wäre in dieser Runde auch niemand gesessen, der das Thema so fundiert und niverauvoll behandeln hätte können, wie die genannte Schmidt und wohl auch LDD selbst.

Nur ein sommerlicher Aufreger? Das hätten’s gern, die Möchtegern-Designer der öffentlichen Meinung. So nebenbei aus dem Handgelenk geschlenzt, mit carnivoren Zutaten angereichert und auf die Überholspur gesetzt. Tempo 100? Nicht mit uns – wir diskutieren die 150. Freie Fahrt für freie Bürger, grünes Licht für alle.

Na selbstverständlich ist die Einteilung der Bevölkerung in Normale und nicht Normale ein protofaschistischer Türöffner für die Orbánisierung Österreichs. Die Achse Rom-Wien-Budapest nimmt neue Gestalt an. Wer nicht für uns, also normal ist, gehört zu den Extremisten. Und das „gesunde Volksempfinden“ steht bereits Oberkante Unterlippe … wird man doch noch sagen dürfen, oder!?

Der selbsternannte Volkskanzler in spe schaut sanft lächelnd zu und kann sich das breite Grinsen kaum verkneifen. Tag um Tag arbeitet das politische Österreich, sein größter Teil, beflissen daran, dem künftigen Führer das Terrain zu bereiten. Er wird nur noch zugreifen müssen.


Posted

in

by

Tags: